Inszenierung emotionaler Erlebniswelten
Der Messestand als Produkt, ja als Skulptur, spiegelt die Firmenphilosophie wider und ist daher mehr als nur eine Präsentationsplattform. Darüber hinaus ist er auch für die Vermittlung und Visualisierung einer Firmen- und Designidee verantwortlich. Keine leichte Aufgabe also für einen Messestand-Designer, dessen Kapital es ist, kreativer Ideengeber zu sein und der zuerst einmal vor einem leeren Blatt sitzt...
Dette / Walbert-Schmitz
Messestand der LK AG, mit Rhinoceros modelliert.
Design ist kein Geschäft für zaghafte Naturen. Die äußere Hülle entscheidet nicht allzu selten darüber, ob ein Produkt ein Top-Seller wird oder in der Masse unterzugehen droht. Das ist bei Messeauftritten der Firmenwelt nicht anders. Ein Messestand ist schlicht und ergreifend die Visitenkarte des Unternehmens, das sich vor öffentlichem oder Fachpublikum präsentiert. Besonders interessant wird es für Gestalter dann, wenn das Geschäftsfeld der ausstellenden Firma ebenfalls im Bereich der Gestaltung verortet ist und es einen vergangenen erfolgreichen Messeauftritt in Sachen Innovation und Design noch zu "überbieten" gilt.

Dette Design
Designer Prashto B. Dette aus Aachen.
Die Essener LK AG ist solch ein Fall. Spezialisiert auf die professionelle Inszenierung emotionaler Erlebniswelten mithilfe von Klang, Licht und Mediensystemen, gewährte sie auf der weltgrößten internationalen Fachmesse für den Investitionsbedarf des Handels, der EuroShop 2005 in Düsseldorf, einen Einblick in ihre Messe-, Event- und POS-Präsentationsformen. Solch einen Stand "ins rechte Licht zu rücken" - mit dem selbst gesteckten Anspruch, den vorangegangenen Messestand der EuroShop 2003 noch zu toppen - ist keine leichte Aufgabe und erfordert stressresistente, ideenschwangere Designer. Prashto B. Dette nahm sich als damals angestellter Designer des Aachener Werbe- und Messebauunternehmens Walbert-Schmitz dieser Aufgabe an.

Es galt, die Aufmerksamkeit der rund 95.000 internationalen Fachbesucher der 200.000 qm Ausstellungsfläche messenden EuroShop 2005 auf das neue Firmen-CI sowie das innovative LED-Farbdisplay versaTILE der Licht-Crew LK AG zu lenken. Und das bei einer satten Konkurrenz von insgesamt 1600 Ausstellern aus 48 Ländern! Also, ran an den Zeichentisch, Computer an, und los. Das Messegeschäft als Schnittstelle aller grafischen Bereiche ist ein sehr schnelllebiges, meist unter hohem Zeitdruck arbeitendes Metier. Da heißt es keine kostbare Zeit zu vergeuden.

Dette / Walbert-Schmitz
Grundriss des Messe-Standes der LK AG.
Am Anfang steht eine Idee, im Kopf entstanden und alsbald in 3D "zu Papier gebracht" - der eigentliche Prozess der Formfindung und –abklärung beginnt bei Designer Prashto B. Dette nämlich unmittelbar in Rhinoceros, in das er sich schon zu Studiumszeiten intensiv eingearbeitet hatte. Als Profianwender arbeitet er damit mittlerweile intuitiv, auch in der Entwurfsphase, denn "in Rhinoceros" so erklärt uns der Wahl-Aachener, "müssen nur wenig Knöpfe für ein passables Ergebnis gedrückt werden". Ein großes Plus, denn dadurch sind erste Entwürfe bereits als 3D-Datensatz vorhanden – eine perfekte Basis für weitere Modellierungen.

Dette / Walbert-Schmitz
Synthese aus formaler Ästhetik und Funktionalität.
Schon in diesem ersten Schritt müssen Überlegungen wie Passt die Idee des Designers mit den Anforderungen und Wünschen des Kunden zusammen? und Wie groß soll das Ausstellungsvolumen, der Küchenbereich, der Freiraum sein? angestellt werden, um einerseits überfrachtete Wünsche im Vorfeld zu korrigieren und andererseits stets flexibel genug für spätere Änderungen zu sein. Mit den von Anfang an generierten Rhinoceros-Dateien kann Prashto B. Dette seinem Kunden die Entwürfe schnell und zeitnah, aber dennoch ausführlich und überlegt präsentieren, um einen reibungslosen Fortlauf des Designprozesses zu gewährleisten. Der "Umweg" über physische Modelle beansprucht im Messedesign meist zu viel kostbare Zeit.

Nachdem die Entwürfe von den Entscheidungsträgern der LK AG abgesegnet wurden, baute Prashto B. Dette die Volumina auf, traf die Anordnungen und Bestimmungen hinsichtlich Farben, Grafiken, Materialien, prüfte die Oberflächen und produzierte das Design des Messestandes - stets nach seiner grundlegenden Maxime, wonach eine "Synthese zwischen Ästhetik und Funktionalität" erreicht werden soll.

Dette / Walbert-Schmitz
Der Messestand als Produkt spiegelt die Firmenphilosophie wider und vermittelt im Idealfall erfolgreich eine Idee.
Der mit Rhinoceros entworfene Messestand der LK AG war ein Erfolg auf ganzer Linie und zog einen illustrativen Beitrag im Messedesignjahrbuch 2005/2006 des avedition-Verlags nach sich. Auch ein großer Erfahrungsschub für Jungdesigner Prashto B. Dette, der sich mit der Gründung des auf Messedesign spezialisierten Gestaltungsbüros Dette Design im April 2005 lossagte von den lehrreichen "Fesseln" eines angestellten Designers hin zu einem sicher noch arbeitsintensiveren, stressigeren Dasein eines selbständigen Industriedesigners. Doch ohne Risiko, kein Erfolg...

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von Stefan Roth / flexiCAD.com